Das Motto des diesjährigen Weltkrebstages „Wir können. Ich kann.“ am 4. Februar weist darauf hin, dass jeder durch einen gesunden Lebensstil selbst dazu beitragen kann, sein Krebsrisiko zu verringern. Rund eine halbe Million Menschen erkranken bundesweit jährlich neu an Krebs. Durch gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung, wenig Alkohol und den Verzicht auf das Rauchen wäre rund die Hälfte der Krebserkrankungen vermeidbar, sind sich die Experten inzwischen einig.
Aber auch in der Krebstherapie hat sich einiges getan. „Innovative Immuntherapien ergänzen beispielsweise in der Behandlung von Lungenkrebs heute die Chemotherapie oder ersetzen sie sogar“, berichtet Privatdozent Dr. Jürgen R. Fischer. Der Chefarzt der Medizinischen Klinik II Onkologie mit Palliativmedizin der SLK-Fachklinik Löwenstein hat sich bereits seit den 90er-Jahren an Forschungen zu den Wechselwirkungen zwischen Krebs und Immunsystem beteiligt. „Inzwischen wissen wir, dass Bronchialkarzinome bestimmte Stoffe produzieren, die die sogenannten Killerzellen des Immunsystems, ausschalten. Die Krebszellen werden dadurch vom Immunsystem nicht mehr als feindlich erkannt. Diese Schwächung des Immunsystems beeinflusst den Krankheitsverlauf negativ“, erläutert Dr. Fischer. Hier greift die Immuntherapie ein. „Die neu entwickelte Therapie sorgt etwa mit einem speziellen Antikörper dafür, dass die Krebszelle die Killerzellen des Immunsystems nicht abschalten kann. Das so befreite Immunsystem kann den Krebs damit wirksam bekämpfen.“
Die Immuntherapie ist der konventionellen Chemotherapie überlegen, ist Lungenkrebs-Spezialist Fischer überzeugt. Seit einiger Zeit ist die Therapie daher auch als Kassenleistung zur Behandlung des Bronchialkarzinoms zugelassen. Bislang musste der Immuntherapie allerdings eine Chemotherapie vorausgegangen sein. Seit dem 31. Januar 2017 darf die Immuntherapie nun unter bestimmten Bedingungen auch als erste Therapiemöglichkeit eingesetzt werden. Die Onkologie der Klinik Löwenstein bietet alle Formen der neuartigen Immuntherapie an. „Unsere bislang gemachten Erfahrungen mit dieser völlig neuartigen Therapie sind sehr positiv. Und auch die Nebenwirkungen sind geringer als bei den meisten klassischen Chemotherapien. Zukünftig werden praktisch alle Patienten mit Bronchialkarzinom eine solche Immuntherapie erhalten können.“
Seit einiger Zeit ist außerdem bekannt, dass eine frühe psychoonkologische Betreuung lebensverlängernd wirkt. Es wird vermutet, dass auch hierbei immunologische Signalwege eine Rolle spielen. Das wird durch wissenschaftliche Forschungsarbeiten, an denen Dr. Fischer ebenfalls beteiligt ist, belegt: „Stresshormone wie Adrenalin und Cortison schwächen das Immunsystem ganz erheblich.“ Deshalb sei es sinnvoll, die neue medikamentöse Immuntherapie durch weitere immunologisch wirksame Therapieformen zu ergänzen: Hierzu gehören Verfahren zum Stressabbau, Ernährungstherapie und komplementärmedizinische Angebote.