Mit Hilfe von eingefärbtem Wasser wurde deutlich, wie das neu entwickelte System einen herzsynchronen Puls erzeugt.

v.l.n.r: Mitarbeiter der SLK-Kliniken: Dr. Wolfram Radunz, Dr. Thomas Jendges, Professor Marcus Hennersdorf und Mitarbeiter der Xenios AG: Ivo Simundic, PD Dr. Georg Matheis

Klinikum am Gesundbrunnen, 10.09.2015

Innovative Technologie aus Heilbronn soll Überlebenschance von Herzinfarktpatienten steigern

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Zusammen mit den SLK-Kliniken hat die Xenios AG das weltweit erste Kreislaufunterstützungssystem mit dem Namen „i-cor Synchronized Cardiac Assist“ entwickelt, das auf den menschlichen Puls reagiert. Ziel ist es, damit die Überlebenschance von Herzinfarktpatienten zu steigern. Und das funktioniert so: Das neue System übernimmt die Funktion des Herzens zum überwiegenden Teil außerhalb des Körpers. Das Herz wird dadurch entlastet, kann sich erholen und damit besser heilen. Gleichzeitig werden lebenswichtige Organe wie Gehirn oder Nieren besser durchblutet und das Risiko eines Organversagens sinkt.

„Die bisherigen Herz-Lungen-Systeme, die wir nach einem schweren Herzinfarkt eingesetzt haben, konnten lediglich einen kontinuierlichen Blutfluss erzeugen. Dieser ist aber vor allem für die kleinen Gefäße des Körpers sehr belastend. Bleibende Organschäden können die Folge sein“, erklärt Professor Marcus Hennersdorf, Direktor der Klinik für Innere Medizin I im Klinikum am Gesundbrunnen. Der künstlich pulsierende Blutfluss von i-cor sei 1:1 auf den des Patienten abgestimmt und somit synchron zum Herzen. „Mit diesem schonenden Verfahren wird das Herz-Kreislauf-System des Patienten optimal unterstützt, die Wahrscheinlichkeit von schwerwiegenden Folgen eines solchen Schockzustandes gesenkt“, fasst der Kardiologe zusammen. Zudem sei die Maschine sicher in der Handhabung und weniger fehleranfällig als bisherige Geräte.

Die schwerste Folge des Herzinfarktes ist der sogenannte kardiogene Schock. Dieser Schock wird durch ein Pumpversagen des Herzens ausgelöst. Das Herz ist nicht in der Lage, das benötigte Blutvolumen für eine ausreichende Sauerstoffversorgung von Organen und Gehirn zur Verfügung zu stellen. „Wenn Medikamente nicht mehr helfen, gibt es, abgesehen von einer schnellstmöglichen Wiedereröffnung des verschlossenen Koronargefäßes, kaum wirksame Therapien zur Bekämpfung des Schockzustandes. In einer solchen Situation kommt das Kreislaufunterstützungssystem zum Einsatz“, klärt Hennersdorf auf. Die Sterblichkeitsrate im kardiogenen Schock sei mit über 40 Prozent heutzutage immer noch sehr hoch.

„Einen herzsynchronen Puls zu erzeugen, war bisher technisch nicht möglich“, sagt PD Dr. Georg Matheis, Vorstand der Xenios AG. Drei Jahre lang habe die gemeinsame Entwicklung des innovativen Systems gedauert. „An dem Projekt sind auch weltweit anerkannte Wissenschaftler aus den USA und Prag beteiligt. Bei der Entwicklung wurden die Bedürfnisse der Pfleger und Ärzte berücksichtigt und Wert auf die Abstimmung mit der Physiologie des Patienten gelegt“, so Matheis.

Die Idee der Zusammenarbeit zwischen Industrie und Klinik hält das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) für förderungswürdig und stellt den SLK-Kliniken 75.000 Euro zur Verfügung. Damit sollen ähnliche Projekte gefördert sowie die Etablierung einer „Industrie-in-Klinik-Plattform“ vorangetrieben werden.

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