In einem Workshop der Psychosozialen Krebsberatungsstelle Heilbronn-Franken hat Marie-Luise Többens, Ernährungswissenschaftlerin am SLK-Klinikum am Gesundbrunnen, kürzlich demonstriert, was Patienten praktisch tun können, um Mangelernährung bei Krebserkrankungen entgegenzuwirken.
„Bau einer Ritterrüstung oder wie man Trinknahrung schmackhaft macht“ lautete das Thema des Workshops. Die Betroffenen sollten gestärkt werden, um mit einer „Ritterrüstung“ aus richtiger Ernährung für den Kampf gegen die Krebserkrankung gewappnet zu sein.
Oftmals sei es ein großes Problem, dass die Patienten schon bei Diagnosestellung massiv an Gewicht verloren haben, sagt Többens. Dadurch gehen Krebspatienten bereits geschwächt in die Therapiemaßnahmen und der Ernährungszustand verschlechtert sich aufgrund der Nebenwirkungen, Schmerzen und Angst weiter. Dies verringert die Lebensqualität, die Therapietoleranz und letztlich auch die Überlebenschancen des Patienten.
Zudem stört die Erkrankung bei einigen Krebsarten die Hunger- beziehungsweise Sättigungsregulation. Die Patienten haben keinen Appetit mehr oder sind nach wenigen Bissen schon wieder satt. Viele Patienten beschreiben diesen Zustand wie einen Kater ohne Kopfschmerzen, weiß Többens. Bausteine der Ernährungstherapie sind Eiweißpulver sowie hochkalorische Trinknahrung. Diese gibt es verschiedenen Geschmacksrichtungen – so richtig gut schmeckt sie vielen Patienten trotzdem nicht.
Eine Möglichkeit ist es, Trinknahrung und Eiweißpulver in leckeren Gerichten zu verstecken. Wie das geht, erfuhren die Workshop-Teilnehmer im praktischen Teil in der Lehrküche der Heilbronner AOK. „Neutrale Trinknahrung kann zu Himbeer- oder Gurkenshakes oder Suppe verarbeitet werden“, nennt Többens Beispiele.
Daneben war aber auch die sogenannte „künstliche Ernährung“ Thema im Workshop. „Viele Menschen denken bei dieser Kost, an die letzten, lebensverlängernden Maßnahmen.“ Gerade bei einer Krebserkrankung kann künstliche Ernährung jedoch sehr sinnvoll sein, eine Weile über eine Sonde oder eine Infusion ernährt zur werden. Die Workshop-Teilnehmer nahmen die vielen praktischen Anregungen dankbar auf. „Uns hat der Kurs gezeigt, wie wichtig eine gute Ernährung im Rahmen der Behandlung ist“, berichtete ein Ehepaar. „Das Thema Appetitlosigkeit ist ein ganz großes Problem“, bestätigte ein anderes Ehepaar. „Wie wir damit umgehen können, hat der Workshop gezeigt.“ Die Angehörigen wollen, dass der Patient möglichst rasch wieder zu Kräften kommt. Der Patient dagegen kann seinem Umfeld nicht verständlich machen, dass er unter einem andauernden Sättiggefühl leidet. „Das führt nicht selten zu häuslichen Konflikten“, sagt die Oecotrophologin. Zudem werden oft Fehler bei der Verwendung von Trinknahrung und anderen Ergänzungsmitteln gemacht, was dann zu Unverträglichkeiten, wie Übelkeit oder Durchfall, führen kann.
„Der Bedarf an Ernährungsberatung und Schulungen für Krebspatienten und ihre Angehörigen ist riesengroß“, so das Fazit aus dem ersten Workshop in Heilbronn.
Weitere Informationen gibt es bei der Psychosozialen Krebsberatungsstelle unter 07131-932480 oder info@slk-krebsberatung.de