18.11.2022

Meilenstein für den SLK-Verbund: erste eigenständige Krebsstudie

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Der SLK-Verbund unterstreicht seinen hohen Anspruch bei der Behandlung von Krebspatienten mit einem Meilenstein in seiner Geschichte. In diesen Tagen wurde die erste eigenständige onkologische Therapiestudie gestartet. Im Fokus dabei: Patienten mit der Diagnose Nierenkrebs.

Die erste eigenständige Krebstherapiestudie des SLK-Verbundes befindet sich in der Umsetzungsphase. Dabei werden zehn Studienteilnehmende, die an bösartigem Nierenzellenkrebs erkrankt sind, über einen Zeitraum von einem Jahr mehrfach gegen den Krebs geimpft.  Prof. Uwe Martens, Direktor der Klinik für Innere Medizin III, Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin, leitet die Studie und leistet somit Pionierarbeit für den SLK-Verbund. Er sagt. „Es vergehen Jahre bis eine klinische Studie tatsächlich freigegeben und dann umgesetzt werden kann. Daher freut es mich ungemein, dass das engagierte Team unserer klinischen Forschungsabteilung unbeirrt an dieser Sache drangeblieben ist. Es war schon immer unser Anspruch, eine eigene klinische Krebsstudie zu konzipieren und durchzuführen und damit einen wertvollen wissenschaftlichen Beitrag für zukünftige Standards bei der Behandlung von Krebs, in diesem Fall von Nierenkrebs, zu leisten.“

Impfen gegen den Krebs
Als Mitte Oktober 2022 die endgültige Genehmigung des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) für die sogenannte „Phase-1B-Studie“ kam, „war die Freude riesig“, so Prof. Martens. In dieser Studienphase wird ein zu testendes Arzneimittel erstmalig an einer kleinen Anzahl von Patienten unter kontrollierten Bedingungen angewandt, um vor allem vorläufige Daten darüber zu erhalten, wie verträglich und sicher das Medikament ist. Alle zehn Patienten, die für diese Studie ausgewählt werden, leiden unter einem bösartigen Nierenzelltumor, der entweder nicht operabel ist oder bereits gestreut und somit Metastasen gebildet hat. Patienten, die mindestens vier Monate auf die gewöhnliche Standardtherapie – einer Immuntherapie mit zwei Checkpointinhibitoren – ansprechen, werden zusätzlich gegen den Krebs geimpft – über einen Zeitraum von acht Monaten insgesamt 16 Mal.  Die Idee hinter diesem innovativen Ansatz: „Krebszellen entstehen durch Veränderungen im Erbgut, welche zu mutierten Strukturen, auch Neopeptide genannt, auf deren Zelloberfläche führen. Diese veränderten Bereiche werden von Zellen des Immunsystems als fremd erkannt und die Krebszellen dann vernichtet. Als Impfung verabreicht, könnten Neopeptide das Immunsystem der Patienten zusätzlich trainieren, den Tumor als fremd zu erkennen und Tumorzellen gezielt abzutöten“, erklärt Dr. rer. nat. Dilyana Vladimirova, die das Projekt wissenschaftlich begleitet. Auf Basis der Daten wird dann ein personalisierter Impfstoff in kooperierenden Instituten der Universitätsklinik Tübingen hergestellt.

Bessere Tumorkontrolle
Durch diese Art der Krebsbehandlung soll eine länger anhaltende Tumorkontrolle erreicht werden. „Mit unserer Studie wollen wir in einem ersten Schritt wissenschaftlich belegen, dass eine personalisierte Impfung bei Nierenzellenkarzinomen sicher ist und gut vertragen wird“, erläutert Prof. Martens das Ziel der Studie mit dem offiziellen Titel: „A personalized Neoantigen Vaccine as Add-on to Standard of Care Checkpoint Inhibitor in Advanced/Metastatic RCC Patients.“ Den Mehrwert dieser Impftherapie für Patienten sieht Prof. Martens darin, „dass die ohnehin notwendige Standardtherapie durch die Impfung möglicherweise nachhaltig verbessert und verstärkt werden kann“.  Voraussetzung für die Teilnahme an der Hauptstudie ist ein Screening, bei dem Informationen zur Gesundheit des Patienten erfasst sowie Blut- und Tumorproben entnommen und analysiert werden. Um die Studie, deren Ergebnisse Anfang 2025 vorliegen werden, sowohl organisatorisch als auch medizinisch effizient durchzuführen, arbeiten die SLK-Kliniken eng mit dem Heilbronner MOLIT-Institut für personalisierte Medizin zusammen. Prof. Martens: „Die bei MOLIT vorhandene Expertise in der Entwicklung und Translation personalisierter Krebstherapien  ist für uns schlicht unverzichtbar. Dank des Instituts sind wir in unserem Tun sehr agil und in der Lage, auf universitärem Niveau zu agieren.“

Hintergrund: MOLIT Institut für personalisierte Medizin
Das MOLIT Institut für Personalisierte Medizin ist eine 2017 gegründete Forschungseinrichtung am Wissenschaftsstandort Heilbronn. Gemeinsam mit seinen Kooperationspartnern, dem Tumorzentrum Heilbronn-Franken, dern SLK-Verbund und dem GECKO Institut für Medizin, Informatik und Ökonomie der Hochschule Heilbronn, verfolgt das MOLIT Institut das Ziel, Konzepte für eine anwendungsorientierte personalisierte Medizin zu entwickeln. Der Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung innovativer, maßgeschneiderter Therapien für Krebserkrankungen und deren rasche Translation in die medizinische Regelversorgung. Die Geschäftsführer von MOLIT sind SLK-Chefonkologe Prof. Uwe Martens und der Mediziner sowie IT-Experte Prof. Christian Fegeler. Die Finanzierung erfolgt durch die Dieter Schwarz Stiftung.
 

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