Im SLK-Klinikum am Plattenwald werden Herzrhythmusstörungen immer öfter mithilfe von hochenergetischen Feldern behandelt.

 

Bildnachweis: idopha

22.05.2024

Mit 2.000 Volt durchs Herz – Vorhofflimmern innovativ behandeln

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Herzrhythmusstörungen können harmlos, bedrohlich oder lebensgefährlich sein. Vorhofflimmern ist die häufigste Rhythmusstörung – allein in Deutschland leiden zwei Millionen Menschen daran. Im SLK-Klinikum am Plattenwald (Bad Friedrichshall) wird dies immer öfter mithilfe von hochenergetischen Feldern behandelt – innovativ, erfolgreich und effizient.

Das Herz ist irgendwie aus dem Takt. Es schlägt unregelmäßig und oft deutlich zu schnell, der Rhythmus stimmt schlichtweg nicht mehr. Um es dauerhaft wieder in einen gesunden Takt zu bringen, setzt das Team der Kardiologie im Klinikum am Plattenwald verstärkt auf die derzeit modernste Technologie auf diesem Gebiet, die so genannte „Pulsed Field Ablation“ – und gehört damit bundesweit zu den Vorreiten beim Einsatz dieser Technologie.

Wieder im Rhythmus
Verursacht wird Vorhofflimmern durch elektrische Störungen, die von den Lungenvenen ausgehen. Lungenvenen sind Gefäße, die das sauerstoffreiche Blut von der Lunge zum Herz transportieren. Behandlungsziel ist es, die elektrische Verbindung zum Herzvorhof zu unterbinden und die Lungenvenen elektrisch zu isolieren. Hierzu wird über einen winzigen elektrischen Katheter eine kurzzeitige, aber sehr hohe Stromspannung von 2.000 Volt an der Mündung der Lungenvenen im Herz angelegt, was winzige Löcher in den Herzmuskelzellen verursacht (so genannte Elektroporation). Das hat zur Folge, dass diese Zellen dauerhaft keine elektrischen Signale mehr überleiten können. Vorhofflimmern kann nicht mehr auftreten. Das Beste daran: die anatomisch angrenzenden Nerven und Gewebe, wie beispielsweise die Speiseröhre, werden dabei geschont. Dr. Matthias Wirth, Leiter der Elektrophysiologie „am Plattenwald“ sagt: „Unsere Erfahrungen nach mehr als 250 Eingriffen bestätigen, dass diese Methode sehr präzise und effektiv ist. Zudem besteht der große Vorteil, dass sie für Patienten sicherer ist als die bisherigen Verfahren, die entweder auf Hitze oder auf Kälte gesetzt haben.“

Alarmsignal Rasender Puls
Bei Vorhofflimmern sind die Vorhöfe des Herzens durch fehlerhafte elektrische Impulse nicht mehr in der Lage, das Blut kontrolliert in die Herzkammern weiterzuleiten. Es kommt zu einem unkoordinierten Zittern – in diesem Zusammenhang besser bekannt als Flimmern – der Vorhöfe. Als Folge davon funktioniert das Herz nicht mehr normal. Typische Zeichen sind ein unregelmäßiger Puls, Kurzatmigkeit und eine verminderte körperliche Leistungsfähigkeit. Meist wird Vorhofflimmern erstmals bewusst wahrgenommen, wenn es zu anfallsartigem, viel zu schnellem, rasenden Puls führt. Neben diesen negativen Auswirkungen auf das Allgemeinbefinden kann diese Rhythmusstörung auch weitere schwerwiegende Folgen haben. So ist das Risiko für einen Schlaganfall bei Vorhofflimmern durch die Entstehung von Blutgerinnseln im Herz deutlich erhöht. Die Deutsche Herzstiftung empfiehlt daher beispielsweise für Menschen ab 65 Jahren mit hohem Bluthochdruck regelmäßig den Puls zu kontrollieren. 

Typischerweise tritt Vorhofflimmern zunächst anfallsartig über Minuten oder Stunden auf, im weiteren Verlauf nimmt die Dauer und Häufigkeit meist zu. Im Elektrokardiogramm beim Haus- oder Facharzt gelingt es nicht immer, das Vorhofflimmern sofort zu diagnostizieren. Hilfreich sind dann ein Langzeit-EKG oder die Puls- und Rhythmusanalyse von Fitness- und Gesundheitsuhren.

Gut zu wissen
Neben der neuen Technik bietet das Team der Kardiologie aber auch weiterhin alle bisher gängigen Verfahren der Elektrophysiologie, wie Hitze (Radiofrequenz) oder Kälte (Cryoballon) und millimetergenaue dreidimensional rekonstruierte, elektrische Karten der Herzkammern („3-D Mapping“) an. Für Prof. Dengler, Direktor der Klinik Innere Medizin I im Klinikum am Plattenwald, ist aber klar: „Vorhofflimmern wird immer mehr mit „Pulsed Field Ablation“ behandelt werden, das ist die Zukunft. Wir sind sehr froh darüber, dass wir unseren Patienten diese moderne Methode schon jetzt regelhaft anbieten können.“
 

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