Wird es nicht behandelt, drohen schwerwiegende Herzbeschwerden, zudem steigt das Schlaganfallrisiko – Vorhofflimmern. Die Kardiologie im Klinikum am Gesundbrunnen setzt seit kurzem ein topmodernes System zur Therapie dieser Herzrhythmusstörung ein.
Allein in Deutschland leiden fast zwei Millionen Menschen unter Vorhofflimmern. Das Tückische daran: Nicht alle, die davon betroffen sind, spüren auch Symptome, wie beispielsweise ein plötzlich einsetzender, unregelmäßiger Herzschlag. Verursacht wird Vorhofflimmern durch elektrische Störungen, die von den Lungenvenen ausgehen. Lungenvenen sind Gefäße, die das sauerstoffreiche Blut von der Lunge zum Herz transportieren. Die Kardiologie unter der Leitung von Klinikdirektor Prof. Marcus Hennersdorf kann – auch einmal mehr dank der finanziellen Unterstützung des Fördervereins für Medizinische Innovation (FMI) – bei der Behandlung von Vorhofflimmern seit kurzem auf topmoderne Medizintechnik zurückgreifen. Mithilfe eines neuartigen Systems ist es möglich, zwei verschiedene Eingriffstechniken über nur eine Sonde (Katheter) durchzuführen und damit das Herzgewebe, welches die Störung verursacht, zu veröden, also „abzuschalten“.
Flexibel einsetzen, schonend behandeln
Vorhofflimmern wird immer mit dem Ziel behandelt, dieses dauerhaft zu beenden und somit das Risiko für Folgeerscheinungen, wie das Auftreten von schwereren Herzerkrankungen oder eines Schlaganfalls zu verhindern. Ist eine medikamentöse Therapie nicht erfolgversprechend, werden die dafür notwendigen Eingriffe in aller Regel minimal-invasiv mit der weltweit seit Jahrzehnten sehr erfolgreichen Kathetertechnologie durchgeführt. Es gibt drei verschiedene Methoden, mit denen verödet werden kann: mittels Hitze, mittels Kälte und durch ein elektrisches Feld. Während die Verödung mit Kälte und Hitze längst Standard sind, ist die so genannte „Pulswellentechnologie“ (Pulsed Field Ablation) oder auch Elektroporation, bei der eine kurzzeitige, aber sehr hohe Stromspannung angelegt wird, eine neuartige Form der Verödung.
Und genau an dieser Stelle zeigen sich die Vorzüge des neuen Systems. „Es ist deshalb so wertvoll, weil wir als Behandelnde damit auch sehr kurzfristig während des Eingriffs entscheiden können, welche Technik am besten für die Patientin oder den Patienten ist. Hitze oder Stromwellen – es geht beides mit nur einem Katheter“, erläutert Prof. Marcus Hennersdorf den entscheidenden Mehrwert und erklärt: „Stellen die Operateure beispielsweise fest, dass es nicht notwendig ist, tiefer in das Gewebe vorzudringen und die schadhafte Stelle gut lokalisierbar ist, kann problemlos von der Hitze- auf die ‚Pulswellentechnologie‘ gewechselt werden. Das war früher nicht möglich. Stattdessen habe in so einem Fall „nochmal von vorne begonnen werden müssen“. Über den Switch zwischen den Verödungstechnologien hinaus, hat das neue Kathetersystem einen weiteren Vorteil: Es erstellt über Sensoren ein dreidimensionales Modell der Herzkammer und kann gleichzeitig direkt zur Verödung eingesetzt werden. Dr. Christian Scholl, oberärztlicher Leiter der invasiven Elektrophysiologie sagt: „Mit Hilfe des neuen Systems können wir in kurzer Zeit mit nur einem Katheter eine detaillierte elektrische und anatomische Karte der betreffenden Herzkammer erstellen, die entscheidende Stelle lokalisieren und dann auch direkt veröden. Durch die Möglichkeit der Elektroporation werden gezielt die Herzmuskelzellen verödet und umliegende Nerven und andere Organe geschont.“ Darüber hinaus verkürzen sich, dank der höheren Effizienz, die Eingriffszeiten was wiederum eine kürzere Sedierung für die Patient:innen erfordert und eine sehr hohe Erfolgsrate mit sich bringt. „Mit diesem System gehören Komplikationen, die in diesem Bereich schon sehr selten sind, nahezu gänzlich der Vergangenheit an“, zieht Prof. Hennersdorf ein durchweg positives Fazit der ersten rund 25 Einsätze des Systems, das vom FMI mit rund 143.000 Euro mitfinanziert wurde, seit Dezember 2024.
Fazit: Die SLK-Kardiologie im Klinikum am Gesundbrunnen ist in jeglicher Hinsicht auf dem neuesten Stand und sorgt mit High End-Technologie dafür, dass das Herz wieder in einen normalen Takt kommt.
Über den FMI
Der Förderverein für Medizinische Innovation (FMI) wurde im Jahr 2007 im SLK-Klinikum am Gesundbrunnen gegründet und hat seitdem mehr als 9 Millionen Euro Spendengelder eingeworben. Ziel des Vereins ist es, durch Spenden die Anschaffung modernster Medizintechnik im Klinikum am Gesundbrunnen zu ermöglichen und somit den Menschen der Region medizinische Innovationen zugutekommen zu lassen. Dazu sind regelmäßig umfangreiche Investitionen nötig. Diese gehen zum Teil deutlich über das Budget hinaus, das durch die reguläre Krankenhausfinanzierung zur Verfügung steht. Neben den FMI-Spenden beteiligt sich die SLK-Kliniken Heilbronn GmbH bei jeder zusätzlich beschafften Medizininnovation an den Kosten und dem weiteren Unterhalt. Die Kooperation von FMI und SLK sichert damit seit Jahren den Einsatz von Spitzenmedizin für die Menschen unserer Region.