Als einer der ersten Ärzte weltweit hat Professor Jens Rassweiler, Direktor der Klinik für Urologie im Klinikum am Gesundbrunnen, einen von drei neuartigen Roboter für die Nierensteinentfernung im Einsatz. Seit Mitte August testet der Chefurologe die neue Technik. Mit deren Hilfe kann er seine Bewegungen äußerst präzise und ruhig ausführen. „Der Roboter kann einfach mehr als die menschliche Hand. Während ein gut geübter Operateur seine Hand maximal um 150 Grad drehen kann, schafft der sogenannte Roboflex 220 Grad in beide Richtungen“, sagt Rassweiler. Mit Unterstützung des Gerätes kann Professor Rassweiler jetzt noch geschickter und schneller Nierensteine auffinden, zertrümmern und somit Patienten von Schmerzen befreien.
Und so funktioniert es: Während der Patient auf dem OP-Tisch liegt, sitzt Professor Rassweiler wenige Meter davon entfernt und bedient das hochmoderne Gerät mit Hilfe von zwei Steuerhebeln, mit denen er den Roboterarm bewegt. Bevor der Roboter zum Einsatz kommt, wird per Hand ein dünnes Röhrchen über die Harnröhre bis zur Niere hoch geführt. Über dieses Röhrchen führ der Arzt mittels Roboterarm ein dünnes Endoskop mit Arbeitskanal für die Instrumente und einer Minikamera ein. Die Kamera projiziert die Bilder aus dem Inneren der Niere auf einen Bildschirm im OP-Saal. So gelangt der Operateur unter Sicht bis direkt an den Stein, zertrümmert diesen per Lasersonde und schwemmt die Bruchstücke mit Hilfe einer Spüllösung nach außen. Der Vorteil des Verfahrens: Die Sicht ist besser als per Ultraschall oder Röntgentechnik und der Stein kann in kleinere Fragmente zertrümmert werden. „Weil wir bis direkt an den Stein vordringen, können wir ihn quasi pulverisieren“, erklärt Rassweiler die fortschrittliche Methode.
Von der neuen Technik profitieren besonders Patienten, bei denen sich genetisch bedingt immer wieder Nierensteine bilden. Mit der Kamera im Körperinneren können bereits kleinste Steine gefunden und ausgespült werden. „Damit geben wir dem Nierenstein gar nicht erst die Möglichkeit, größer zu werden und Beschwerden zu verursachen“, sagt Rassweiler.
Dass der High-Tech-Roboter auch bei anderen Operationen zum Einsatz kommt, kann sich Rassweiler gut vorstellen: „Überall dort, wo äußerte Präzision gefordert ist, kann der Roboter eine Erleichterung bieten, beispielsweise bei der Entfernung von Nierenbecken- oder Darmtumoren.“
Die anderen beiden Roboter stehen derzeit in Operationssälen in Ankara und Paris.
Hintergrund: Circa 15 Prozent der Männer und zwischen fünf und zehn Prozent der Frauen haben Nierensteine. Bei Nierensteinen handelt es sich um Ablagerungen, die sich aus Bestandteilen des Urins bilden. Diese Substanzen kristallisieren, werden größer. Wenn sie sich lösen und in den Harnleiter gelangen, können diese sehr schmerzhaft werden. Chronische Nierensteine können bakterielle Infektionen verursachen. Mögliche Folgen können hochfieberhafte Harnwegsinfektionen und sogar Nierenversagen sein.