Lungenkrebs gehört zu den häufigsten Krebserkrankungen und Lungentumoren werden mit einer hohen Sterblichkeit gleichgesetzt. Der ganzheitlichen Diagnostik und Therapie des Lungenkrebs hatte sich Privatdozent Dr. Jürgen R. Fischer (67) schon komplett verschrieben als er 2003 die Chefarztposition der onkologischen Abteilung der Löwensteiner Lungenfachklinik übernahm.
Studienzentrum und Lungenkrebszentrum
Als Chefarzt der Onkologie hat Dr. Fischer an der Fachklinik Löwenstein ein internationales Studienzentrum aufgebaut, um seinen Patienten von der klassischen Chemotherapie bis hin zu modernen Formen der Immuntherapie alle Behandlungsmöglichkeiten anbieten und diese stetig weiterentwickeln zu können. Bei der Krebsbehandlung ist dem weitergebildeten Psychotherapeuten die ganzheitliche Betrachtung von Patient und Erkrankung wichtig. „Auf der einen Seite stehen individuelle Therapien und der Einschluss in internationale Studien, von denen die Patienten bestmöglich profitieren können. Genauso wichtig wie die beste medizinische Behandlung sind therapeutische und psychologische Angebote um individuell auf die Patienten eingehen zu können. Darum gehören auf der anderen Seite auch eine einfühlsame Psychoonkologie und Palliativmedizin für eine möglichst hohe Lebensqualität dazu“, erklärt Fischer. Gemeinsam mit der Pneumologie und Thoraxchirurgie etablierte der Onkologe in Löwenstein ein Lungenkrebszentrum, das seit 2009 von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert und dem Tumorzentrum Heilbronn-Franken angegliedert ist.
Ende Juli wurde PD Fischer nach 18 Jahren als Chefarzt in der Fachklinik Löwenstein verabschiedet. „Dr. Fischer hat mit seiner Forschung und Expertise in der Immunologie den Patienten schon früh Zugang zu Immuntherapien verschafft, als diese noch nicht en vogue waren“, so Geschäftsführer Jürgen Winter. „Er hat unsere Lungenklinik geprägt und weiterentwickelt, wofür wir und unsere Patienten ihm sehr dankbar sind.“
Nachfolger aus Heidelberg
Ab Oktober 2021 ist Dr. Jonas Kuon neuer Chefarzt der Klinik für Onkologie/Palliativmedizin in Löwenstein. Kuon ist momentan noch an der Thoraxklinik Heidelberg tätig. Die Interimsleitung der Abteilung übernimmt bis dahin der Ärztliche Direktor der Fachklinik Löwenstein, Prof. Dr. Thomas Graeter. Die onkologischen Behandlungsentscheidungen verantwortet Oberärztin Dr. Snejana Savca.
Als hundertprozentige Tochtergesellschaft gehört die Fachklinik Löwenstein zum Verbund der SLK-Kliniken Heilbronn GmbH. Sie verfügt über 205 Betten und behandelt jährlich rund 8.200 Patienten stationär sowie knapp 12.000 ambulant.
Kein Ruhestand
Mit Beendigung seiner Chefarzttätigkeit beginnt für PD Dr. Jürgen R. Fischer keinesfalls ein ruhiger Ruhestand. Die stetige Optimierung der Krebstherapie will er weiter aktiv mitgestalten. „Nach einem erfüllten Berufsleben möchte ich mich mit neuen Projekten und Aufgaben beschäftigen“, sagt der Mediziner. Darum wird er nicht nur seine Lehrtätigkeit an der medizinischen Fakultät der Uniklinik Heidelberg fortsetzen und als Arzt in verschiedenen Praxen tätig sein. Obendrein hat er eine eigene Firma gegründet, die es ermöglichen soll, auch onkologische Patienten, die ambulant in Praxen behandelt werden, in Studien einzuschließen.
Breite Expertise
Das Medizinstudium absolvierte Dr. Fischer von 1978 bis 1984 in Heidelberg. Als Assistenzarzt war er in der Psychosomatik, Inneren Medizin-Onkologie, Kardiologie sowie Pneumologie tätig und ergänzte diese Ausbildung um drei Jahre wissenschaftlicher Tätigkeit im Labor für Immunologie des Deutschen Krebsforschungszentrums. In der Heidelberger Thoraxklinik arbeitete Fischer zuletzt als Oberarzt und leitete bis zu seinem Wechsel nach Löwenstein die Onkologischen und Pneumologischen Ambulanzen sowie das immunologisch-molekularbiologische Laboratorium. 1998 habilitierte sich Fischer zur Immunbiologie kleinzelliger Bronchialkarzinome und beschrieb bereits damals den Einfluss des Immunsystems auf Entstehung und Behandlung von Krebs – gerade in den letzten Jahren hat dieses Thema weltweit in der Onkologie an Fahrt aufgenommen und bei immer mehr Behandlungen wird zumindest ergänzend auf die Immuntherapie gesetzt.