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Wenn alle nichtoperativen Maßnahmen versagen, um die Schmerzen zu lindern, ein gelenkerhaltender Eingriff, wie z.B. Beseitigung knöcherner Anbauten durch eine Gelenkspiegelung oder operative Umstellung des Hüftkopfes zur besseren Überdachung nicht mehr möglich ist, sowie die Beweglichkeit und das Gehvermögen zunehmend schlechter werden, ist Ihnen der Einsatz eines künstlichen Hüftgelenkes (Endoprothese) zu empfehlen. Allein in Deutschland werden jährlich ca. 240.000 künstliche Hüftgelenke eingesetzt.
Die Lebensdauer von Hüftendoprothesen ist u. a. von folgenden Faktoren abhängig:
Man kann heute von einer durchschnittlichen Lebensdauer der Prothese von 15 - 20 Jahren rechnen.
Eine Endoprothese ist in Form und Funktion dem menschlichen Hüftgelenk nachempfunden und besteht wie dieses aus mehreren Komponenten, weshalb man auch von einem Endoprothesen-System sprechen kann. Es besteht aus einer künstlichen Hüftpfanne, die in das Becken eingesetzt wird, einem Hüftstiel, der in den Oberschenkelknochen implantiert wird und einem Kugelkopf, der auf den Hüftstiel gesetzt wird. Der Kugelkopf bewegt sich in der Pfanne und ersetzt somit den verschlissenen Hüftkopf. Die Hüftpfanne kann je nach Verankerungsart aus einem Teil oder zwei Teilen (Außenschale mit Inlay) bestehen.
Endoprothesen gibt es für die unterschiedlichsten Krankheitsbilder in verschiedenen Designs, Größen und Materialien. Eine wichtige Voraussetzung für die Wahl der Endoprothese ist die vorhandene Knochenbeschaffenheit. Darüber hinaus sind Körpergewicht, Alter und körperliche Aktivitäten des Patienten weitere wichtige Entscheidungsfaktoren. Ziel ist immer, so viel Knochensubstanz wie möglich zu erhalten.
Je nach Diagnose kommen Teil- oder Totalendoprothesen zum Einsatz. Bei einer Teilendoprothese werden nur der Hüftkopf und der Oberschenkelhals ersetzt. Ist der Knorpelüberzug über der Hüftpfanne noch gut erhalten, braucht diese nicht mit einem Implantat versorgt zu werden. Das kann beispielsweise nach einem Schenkelhalsbruch der Fall sein. Nach der Operation gleitet der künstliche Hüftkopf dann in der natürlichen Hüftpfanne.
Sind alle Teile des Hüftgelenkes stark geschädigt, wird eine Totalendoprothese eingesetzt. Hierbei werden alle Bestandteile des Hüftgelenkes, also sowohl der Oberschenkelhals, der Hüftkopf, als auch die Hüftpfanne ersetzt.
Endoprothesen werden aus besonders körperverträglichen und abriebfesten Materialien hergestellt. Für die massiven Komponenten wie z.B. die Hüftstiele, werden hochwertige Kobalt-Chrom-Legierungen, Titanlegierungen sowie Reintitan verwendet. Hüftpfanne und Hüftkopf, die direkten Kontakt miteinander haben, stehen in Keramik, Kobalt-Chrom-Metall oder speziellen Kunststoffen (Polyethylen) zur Verfügung. Das ausgewählte Material der Einzelkomponenten bestimmt dabei, welche der folgenden möglichen Kombinationen zum Einsatz kommt: Metall-Polyethylen oder Keramik-Polyethylen. Man spricht hier von der sogenannten „Gleitpaarung“.
Ist die Qualität der Knochenstruktur beeinträchtigt, ist eine zementierte Verankerung des Implantates zu empfehlen. Hierbei werden Hüftstiel und Hüftpfanne mit einem schnell härtenden Kunststoff, dem sogenannten Knochenzement, im Becken und im Oberschenkelknochen verankert. Knochenzement besteht aus zwei Komponenten und wird erst unmittelbar vor dem Einsetzen des künstlichen Gelenkes aus Flüssigkeit und Pulver angerührt. Er härtet innerhalb weniger Minuten aus und verklebt die Prothesenteile fest mit dem Knochen. Häufig beinhaltet der Knochenzement ein Antibiotikum, um Infektionen vorzubeugen. Die Vorteile von Knochenzement liegen in der schnellen Belastbarkeit des künstlichen Gelenkes und in seinen sehr guten Verankerungseigenschaften bei schlechter Knochenqualität. Insbesondere für ältere Patienten ist in vielen Fällen die Anwendung von Knochenzement ratsam, da das Gelenk bereits kurz nach der Operation wieder belastet und der Patient sofort mobilisiert werden kann.
Bei guter Knochenqualität kann die Endoprothese zementfrei implantiert werden. Dabei erfolgt die Verankerung durch das An- bzw. Einwachsen von Knochen in die Prothesenteile. Der Hüftstiel und die Hüftpfanne werden dafür lediglich im Knochen verklemmt und die Hüftpfanne gegebenenfalls noch zusätzlich verschraubt. Um das An- bzw. Einwachsen des Knochens zu fördern, ist die Oberfläche der zementfreien Prothesen häufig aufgeraut oder besitzt eine knochenähnliche Struktur. Bei der zementfreien Versorgung unterschiedet man zwischen der sofortigen Stabilität (Primärstabilität) und der langfristigen Stabilität (Sekundärstabilität), welche anschließend durch das An- bzw. Einwachsen des Knochens in die Prothese erreicht wird. Der Knochen braucht eine gewisse Zeit, um die Prothesenbestandteile fest zu verankern. Diese Zeit ist sowohl von der Knochenqualität als auch vom Prothesendesign abhängig.
Vor der eigentlichen Operation legt der Operateur die wichtigen Schritte computergesteuert an den zuvor angefertigten Röntgen-Aufnahmen fest. Hierbei kann er bereits alle Möglichkeiten der Prothesengröße- wie auch -typen, die individuell in Betracht kommen, vor der Operation planen.
Zunächst wird das Hüftgelenk chirurgisch geöffnet. Das Gelenk liegt unter verschiedenen Muskelschichten und ist von der festen Gelenkkapsel umgeben. Durch schonendes Spreizen der Muskulatur und vorsichtiges Öffnen der Gelenkkapsel wird das Hüftgelenk freigelegt, so dass der Operateur freien Zugang zum Gelenk hat. Anschließend wird der erkrankte Hüftkopf mitsamt dem Schenkelhals vom Oberschenkelknochen abgetrennt und entfernt.
Im zweiten Schritt ersetzt der Operateur die natürliche Hüftpfanne im Becken durch eine künstliche Hüftpfanne. Dafür wird die zerstörte Knorpelfläche der natürlichen Hüftpfanne mit einer speziellen Fräse vorbereitet, so dass die künstliche Hüftpfanne passgenau eingesetzt werden kann. Je nach Verankerungsart wird sie entweder einzementiert oder in das vorgefertigte Knochenlager mittels eines sogenannten Pressfit-Verfahrens eingebracht. Bei der zementfreien Versorgung werden in die neue Hüftpfanne ein Pfanneneinsatze aus Polyethylen eingesetzt.
Im nächsten Schritt wird der Markraum des Oberschenkelknochens geöffnet und mit Spezialraspeln bearbeitet. Der Hüftstiel wird je nach Krankheitsbild und Implantat-Modell mit oder ohne Knochenzement in den Oberschenkelknochen eingebracht und fixiert. Anschließend wird der Kugelkopf aus Metall oder Keramik auf den Hüftstiel aufgesetzt und in der Hüftpfanne platziert. Bevor die Gewebeschichten wieder vernäht werden und die Wunde geschlossen wird, prüft der Operateur das künstliche Gelenk auf seine Beweglichkeit und Funktionalität. Beim Wundverschluss werden Ihnen in der Regel temporär Drainageschläuche in die Wunde eingelegt, durch die nachsickerndes Blut abfließen kann und so Blutergüsse verhindert werden. Am Ende der Operation wird ein Kompressionsverband angelegt.
Durch eine zusätzliche Knochentransplantation soll die vorhandene Pfannen(fehl)form für den Einbau und die Haltbarkeit einer künstlichen Prothesenpfanne optimiert werden. Optional stehen zur Wiederherstellung des Pfannenlagers weitere metallische Sonderimplantate zur Verfügung.
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