Hornhauterkrankungen

Fremdkörper

Das Auge besitzt mit dem Lidschlussreflex von Natur aus einen Schutzmechanismus, um das Eindringen eines herumfliegenden Fremdkörpers zu vermeiden oder einen eingedrungenen mit Hilfe verstärkter Tränensekretion auszuschwemmen. Manchmal gelingt dies nicht und der Fremdkörper haftet in der Regel unter dem Oberlid. Nach Ektropionieren (Hochklappen des Oberlides) lässt sich der Fremdkörper in der Regel leicht entfernen. Häufig kommt es beim handwerklichen Arbeiten, bei dem Funkenflug entsteht (z. B. Flexen, Schleifen) zu einem Eindringen eines glühend heißen Metallstückchens in die Hornhaut. Dieses muss dann nach Betäubung der Hornhaut mit Tropfen mit Hilfe eines feinen Spatels entfernt werden. Abhängig vom Eisengehalt des Metalls und von der Zeit, in der der Fremdkörper in der Hornhaut steckt, entsteht um ihn herum ein kleiner Rosthof, der mit einem feinen Bohrer aus dem Gewebe entfernt werden muss.

Sehr selten kommt es durch einen Fremdkörper zu einer Hornhautperforation. Dies geschieht meist durch das Absprengen kleiner Werkstoffteile, die dann eine hohe Bewegungsenergie mit sich führen und in das Auge eindringen können. Eine offene Augenverletzung stellt eine ernste Situation dar, die in der Regel operativ versorgt werden muss und einen längeren stationären Aufenthalt mit sich zieht. Meist sind mehrere Eingriffe notwendig.

In jedem Fall empfiehlt sich bei derartigen Arbeiten das Tragen einer gut sitzenden Schutzbrille, da hiermit fast immer eine solche Verletzung vermieden werden kann.

Verätzung

Die Hornhaut des Auges stellt die sensibelste Stelle der gesamten Körperoberfläche dar. Sie ist deshalb besonders empfindlich gegenüber Substanzen, welche Haut und Schleimhäute reizen oder schädigen können. Zu einer Verätzung kann der Kontakt mit organischen Substanzen wie Lösungsmitteln (z. B. Verdünnung, Aceton, Desinfektionsmittel etc.), Klebstoffen, Pflanzengiften (z. B. aus Wolfsmichgewächsen), Reizgas (Pfefferspray), mit Säuren oder Laugen kommen.

Verätzungen durch organische Substanzen können fast immer ambulant behandelt werden und heilen in der Regel folgenlos ab. Schwerer wiegen Verätzungen durch anorganische Säuren (Salzsäure, Schwefelsäure etc.). Hier ist meist eine stationäre Behandlung erforderlich. Eine Besonderheit nimmt bei den Säureverätzungen die mit Flusssäure (Fluorwasserstoffsäure) ein. Während normalerweise eine Säure die Eiweißmoleküle des Gewebes vernetzt (Koagulationsnekrose) und somit für eine Barriere gegen ein tieferes Eindringen der Substanz schafft, kann das Molekül der Flusssäure aufgrund einer strukturellen Besonderheit sehr tief ins Gewebe eindringen. Außerdem besitzt dieses die Eigenschafft, Calciumionen zu binden und schwer lösliches Calciumfluorid zu bilden. Bei großflächigen Flusssäureverätzungen besteht daher durch eine Erniedrigung des Calciumspiegels im Blut sogar Lebensgefahr.

Neben Flusssäure sind Laugenverätzungen sehr gefährlich für das Auge. Im Gegensatz zu Säuren kommt es dabei nicht zu einer Vernetzung der Eiweißmoleküle, sondern gewissermaßen zu einer Aufweichung des Gewebes (Kolliquationsnekrose), weshalb auch Strukturen im Augeninneren betroffen sein können. Flusssäure- und Laugenverätzungen müssen immer stationär behandelt werden. Nicht selten verbleibt dauerhaft eine Einschränkung der Sehkraft, in manchen Fällen ist eine operative Versorgung notwendig und in sehr seltenen Fällen führt die Verletzung zu einem Verlust des Auges.

In jedem Fall ist nach dem Kontakt mit der schädigenden Substanz ein intensives und häufiges Ausspülen (einmaliges Spülen genügt nicht!) unerlässlich.

Infektion

Zu einer Entzündung der Hornhaut (Keratitis) kann eine Vielzahl von Erregern führen. Dies können Viren, Bakterien oder Kleinstlebewesen (Protozoen, insbesondere Amöben) sein.

Am häufigsten ist hierbei die durch Adenoviren hervorgerufene Keratokonjunktivitis epidemica, eine sehr ansteckende Entzündung. Obwohl die Erkrankung sehr unangenehm sein kann und es keine kausale Therapie gibt, heilt sie in der Regel nach spätestens zwei Wochen folgenlos ab. Eine weitere häufige Virusinfektion der Hornhaut ist die Herpeskeratitis. Sie wird meist mit Tropfen oder Salbe, in schweren Fällen zusätzlich mit Tabletten oder sogar Infusionen, behandelt.

Bakterielle Infektionen können in der Regel immer mit antibiotischen Augentropfen gut behandelt werden. Sehr selten können Infektionen durch besonders aggressive Erreger zu einem dauerhaften Schaden führen.

Zum Glück sehr selten tritt ein Befall der Hornhaut mit Acanthamöben auf. Die einzelligen Erreger können zum Beispiel bei Trägern harter Kontaktlinsen beim Reinigen der Linsen mit Leitungswasser mit diesen ins Auge gelangen. Die Infektion ist äußerst schwer zu behandeln, da die Amöben tief in die Hornhaut eindringen können und dort beträchtlichen Schaden anrichten. Eine dauerhafte Einschränkung der Sehfähigkeit ist fast immer die Folge.

Hornhautulcus

Zu einem Hornhautulcus kommt es aufgrund eines ständigen Reizes. Dies kann durch eine Infektion, eine Autoimmunerkrankung (insbesondere rheumatische Erkrankungen) oder ein Benetzungsproblem (unvollständiger Lidschluss, trockenes Auge) entstehen. Letzteres tritt häufig beim älteren Menschen auf. Die Oberfläche der Hornhaut reißt auf und es entsteht ein Substanzdefekt bis in tiefere Hornhautschichten. Ein Durchbrechen mit einer Perforation als Folge ist möglich. Die Behandlung ist langwierig und erfolgt in der Regel stationär. Neben der Gabe von Benetzungstropfen und Antibiotika hat sich in vielen Fällen die Gabe von Eigenserum als Augentropfen, das Einsetzen einer Verbandlinse oder das Aufnähen einer Amnionmembran (embryonale Eihülle) bewährt. Bei zentral gelegenen Ulcera muss von einer dauerhaften Einschränkung der Sehkraft ausgegangen werden. Perforationen müssen in den meisten Fällen mit einer Hornhauttransplantation versorgt werden.

Keratoplastik

Bei der Keratoplastik (Hornhauttransplantation) wird die Hornhaut eines Spenders übertragen. Die aufwändige Operation erfolgt in Vollnarkose. Sie wird bei degenerativen Hornhauterkrankungen (z. B. Keratokonus) bei drohender Perforation mit entsprechend passenden Hornhäuten durchgeführt. Bei bereits erfolgter Hornhautperforation kann die Transplantation auch kurzfristig erfolgen (Keratoplastik a chaud).