23-Gauge-Vitrektomie

Nahtlos – schonend – transconjunctival: Intraokuläre Chirurgie dringt in neue Dimensionen vor

In keinem anderen Teilgebiet der Augenheilkunde hat der technische Fortschritt in den vergangenen zwei Jahrzehnten so rasante Veränderungen bewirkt wie in der Netzhaut- und Glaskörperchirurgie. Die Entfernung des Glaskörpers (Vitrektomie) – eine wichtige Basistechnik für zahlreiche operative Eingriffe an der Netzhaut – ist durch die zunehmende Miniaturisierung der intraokularen Instrumente inzwischen ein etabliertes ophthamologisches Verfahren. Gerade einmal 0,64 Milimeter im Durchmesser sind die Zugänge bei der 23-Gauge-Vitrektomie, über die der Operateur seine Werkzeuge ins Augeninnere einführt, ohne dass die für die Funktion des Auges kritischen Bereiche gefährdet werden.

Die Vorteile

Die Vorteile dieses meist in Vollnarkose durchgeführten mikrochirurgischen Eingriffs sind klar ersichtlich: Weil bei der 23-Gauge-Vitrektomie im Gegensatz zu konventionellen Verfahren die Bindehaut nicht eröffnet werden muss, ist das Operationstrauma minimal. Die drei kleinen Einstiche, über die die Instrumente durch die Sklera in den hinteren Augenabschnitt eingeführt werden, müssen bei dieser Technik nicht mehr aufwändig vernäht werden, sondern heilen spontan zu. Die meisten Patienten sind deshalb bereits unmittelbar nach dem Eingriff vollkommen beschwerdefrei. Auch der postoperative Heilungsprozess ist aufgrund der schonenden, nahtlosen Operationstechnik und der dadurch verminderten Reizung der Bindehaut deutlich verkürzt. Überhaupt ist die Komplikationsrate bei diesem Verfahren äußerst niedrig.

Seit über zwei Jahren führen Klinikdirektor Professor Lutz Hesse und sein Team die 23-Gauge-Vitrektomie an der Heilbronner SLK-Augenklinik durch.

Die häufigsten Indikationen

Zu den häufigsten Indikationen gehören die bei Diabetikern typischen Glaskörperblutungen sowie Netzhautablösungen, die nach Entfernung des ursprünglichen Glaskörpers durch die Infusion von Flüssigkeiten mit hoher Dichte oder Gasen wieder angedrückt werden können. Eine hohe intraoperative Präzision erlaubt die Technik auch bei bestimmten Makulaerkrankungen. So kommt es bei der epiretinalen Gliose, auch Macular Pucker genannt, auf der Netzhautoberfläche zu Ablagerungen von Zellen, die mit der Zeit zunehmen und zur Ausbildung von Gewebsmembranen führen. Die Ablösung dieser Membranen unter dem Operationsmikroskop führt bei den meisten Betroffenen zu einer deutlichen Verbesserung der Sehleistung. Auch beim Makulaforamen, einem Netzhautloch direkt im Sehzentrum, das mit einem vollständigen Verlust der Lesefähigkeit einhergehen kann, stellt die Vitrektomie oft die einzige Therapieoption dar, um ein Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern.