Schmerzen im Bereich des Beckens, wie sie zum Beispiel bei Kokzygodynie oder interstitieller Zystitis vorkommen, sind schmerztherapeutisch schwierig zu behandeln.
Zwischenzeitlich gibt es jedoch neue Therapieverfahren und Medikamente, die wir nun schon seit 3 Jahren einsetzen.
Medikamentös stellt synthetisches THC als ölige Lösung eine gute Option dar. Schmerzen können durch das Cannabinoidsystem günstig beeinflusst werden, der genaue Wirkmechanismus ist jedoch noch nicht vollständig erforscht. THC zeichnet sich im Vergleich zu Opioiden durch eine bessere Wirksamkeit, bei erstaunlicherweise auch besserer Verträglichkeit aus. Auch Abhängigkeitsproblematik und Gewöhnungseffekte sind unter Cannabis eigentlich nicht existent. Im Vergleich zu Antidepressiva und Antikonvulsiva treten unter Cannabis deutlich weniger zentralnervöse Nebenwirkungen auf.
Neben medikamentösen Möglichkeiten führen wir seit Jahren auch die implantierbare Nervenstimulation in allen etablierten Formen durch. Hier gibt es in Bezug auf Beschwerden im Bereich des Beckens die relativ einfache Form der Tibialisstimulation mittels Halbimplantat. Bei der Tibialisstimulation wird nur die Stimulationssonde im Bereich zwischen Knöchel und Wade implantiert, die Stromabgabe erfolgt per Transduktion über eine auf der Haut platzierte Steuereinheit. Die tägliche Anwendungsdauer beträgt eine Stunde. Der Wirkmechanismus ist ein zentraler. Das zentrale Nervensystem vermittelt über Raphe-Kerne und das zentrale Höhlengrau eine Schmerzlinderung, indem hemmende Bahnen aktiviert werden. Der Zusammenhang zwischen Beckenschmerzen und Tibialisnerv ist belegt, weil Reizung/Stimulation des N. pudendus und des N. tibialis die gleichen Potentialdifferenzen im EEG (evozierte Potentiale) hervorrufen. Neben der Schmerzlinderung verbessert sich bei der interstitiellen Zystitis auch die Inkontinenz, durch eine retrograde Stimulation der Beckenbodenmuskulatur (ursprünglich wurde das Verfahren zur Behandlung der Inkontinenz entwickelt).
Quelle Fotos: Bioness Europe B.V.